Neues von der Heliopolis-Universität
Einmal im Jahr findet an der Heliopolis-Universität eine Sitzung des Boards statt, dem auch der Obmann von SEKEM-Österreich die Ehre hat anzugehören. Diesmal war die Sitzung für den 21. März 2018 anberaumt. Es gab viel Neues und Interessantes zu erfahren – einiges davon sei in diesem Bericht herausgegriffen.
Zunächst zu den Zahlen:
Im vergangenen Herbst gab es die erste große Bachelor-Abschlussfeier mit 104 Absolvent/inn/en der drei Fakultäten Wirtschaft, Technik und Pharmazie. Hier gibt es einen Bericht über diese eindrucksvolle Feier.
Die Universitätsleitung arbeitet derzeit konsequent daran, in allen Studienrichtungen auch die Master- und PhD-Studiengänge aufzubauen – die gesetzliche Voraussetzung dafür ist, dass jede Stufe zunächst jeweils drei Jahre lang erfolgreich läuft. Und entsprechend den ursprünglichen Plänen soll auch das Fächerangebot in einem nächsten Schritt erweitert werden. Dazu ein Zitat aus dem aktuellen Bericht des Universitäts-Präsidenten:
„January was the month of curriculum development. We were able to submit the new Organic Agriculture curriculum (with majors in organic crop production and in food processing engineering), as well as the new Physiotherapy curriculum. Also the Faculty of Business Administration update its Business and Economics curriculum, now with two majors, Economics and Management.“
Im Studienjahr 2017/18 gibt es an den drei Fakultäten insgesamt 1301 Studierende. Rund ein Drittel dieser Studierenden erhält Stipendien – und da freut sich SEKEM-Österreich über seine beiden Stipendienprogramme, die seit Gründung der Heliopolis-Universität bisher in jedem Jahr realisiert werden konnten. Da gibt es zunächst die Elisabeth-Gergely-Stipendien, die großzügig aus privater Hand über unseren Verein zur Verfügung gestellt werden. Wir berichteten erst unlängst hier über ein vorbildliches Praktikum für einen Stipendiaten in Niederösterreich. Im Jahr 2018 werden nicht nur weiterhin die Elisabeth-Gergely-Stipendien ausbezahlt, sondern es wird auch den beiden Stipendiaten des Studienjahrs 2017/18 im Herbst 2018 ein Landwirtschaftspraktikum in Niederösterreich ermöglicht werden.
Weiters stellt SEKEM-Österreich jährlich ein Österreich-Stipendium für begabte und bedürftige Studierende zur Verfügung. Dieses Stipendium wird aus Spendenmitteln finanziert, aber immer wieder auch durch eine Förderung der Stadt Graz unterstützt. Wir bitten herzlich alle unsere Mitglieder und Freunde weiterhin um ihre zweckgebundenen Spenden, damit wir dieses Stirpendium weiter finanzieren können. Eine weitere wichtige Aufgabe sieht SEKEM-Österreich darin, ägyptischen Studierenden einen Praktikumsaufenthalt an einer österreichischen Universität zu vermitteln. Dies gelingt uns seit Jahren sehr erfolgreich in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Graz und mit Hilfe des Bürgermeisters der Stadt Graz – siehe dazu hier unseren letzten Bericht.
Die diesjährige Board-Sitzung wurde unter anderem auch dazu genutzt, die persönlichen Kontakte mit der Faculty-of-Engineering zu erneuern und zu vertiefen. So können im Sommer 2018 wiederum zwei Studierende dieser Fakultät Praktika an der TU Graz machen. Wir werden zum gegebenen Zeitpunkt darüber berichten.
So wie in SEKEM ist auch an der Heliopolis-Universität Kunst ein selbstverständlicher und unverzichtbarer Teil aller Aktivitäten. Diesmal wurde im Anschluss an die Board-Sitzung zu einer ganz besonderen Darbietung in das Amphitheater geladen:
Zu Gast war zum ersten Male in Ägypten die Schweizer Artistin Masha Dimitri, Tochter des legendären und jüngst verstorbenen Clowns Dimitri. Sie präsentierte in englischer Sprache ihr Programm Le fil rouge, das sie selbst so beschreibt:
Eine Seiltänzerin reist durch die Welt und baut an ständig neuen Plätzen ihr Seil auf. Dies dauert eine kleine Ewigkeit, weil ihr immer wieder Geschichten einfallen, die sie unbedingt weiter erzählen muss. Es sind uralte Märchen, die aber in allen Zeiten wieder geschehen. Hat sie sie selbst erlebt oder wurden sie ihr erzählt?
Es war faszinierend, wie Masha auf der sonnendurchglühten Freilichtbühne dieses Programm konzentriert und mit höchster Virtuosität präsentierte. Das Publikum war gebannt – ich empfand, dass dieses geschichtenreiche Programm, das Masha schon weltweit (in vier verschiedenen Sprachen!) präsentiert hatte, geradezu ideal in den Orient passte und so eine wunderbare Brücke zwischen Okzident und Orient schlug. Wie schön, dass eine kleine Kostprobe davon auch bei SEKEMs Frühlingsfest am nächsten Tage zu erleben war.
Sehr schön war auch, dass mit dieser Vorführung erstmals das Amphitheater als neu benanntes Ibrahim-Abouleish-Theater bespielt wurde. Dieses Theater war nach dem Tode von Ibrahim Abouleish im Sommer vorigen Jahres mit großer finanzieller Unterstützung durch Ulrich Walter und dessen Lebensbaum-Stiftung errichtet worden. Seine Tochter Maren war Gast der Board-Sitzung. Und ebenso berührend war, dass die Vorführung von Masha Dimitri durch die beiden Kinder von Ibrahim Abouleish – Mona und Helmy – einbegleitet wurde.
Am Tage nach der Board-Sitzung der Heliopolis-Universität fand in SEKEM das Frühlingsfest statt, das im Zeichen des Gedenkens an Ibrahim Abouleish stand. Beim letzten Frühlingsfest war ja noch der 80. Geburtstags des SEKEM-Gründers gefeiert worden – siehe dazu unseren damaligen Bericht.
Auch diesmal waren Studierende und Lehrende der Universität beim Fest dabei und auch hier gab es ein Zeichen der Veränderung: die junge Generation SEKEMs hatte große Teile der Planung und der Moderation des Festes übernommen. Es war ein fröhliches Fest, das anhand des Spruchs, der jede Woche im großen Schlusskreis gesprochen wird, alle Teile SEKEMs einbezog. Und nach dem Ende des Frühlingsfestes gab es noch ein besonderes Zeichen des Gedenkens an den SEKEM-Gründer: alle SEKEM-Angehörige pflanzen in Erinnerung an Ibrahim Abouleish einen Olivenbaum. Unter der Anleitung der Abouleish-Enkeln Mariam durften die internationalen Gäste als erste mit dem Pflanzen der kleinen Bäumchen beginnen – ein wunderschönes und weiterwirkendes Zeichen, hat doch SEKEM in den 40 Jahren seines Bestehens bereits rund 600.000(!) Bäume in ganz Ägypten gepflanzt – nun kommen rund 2000 Olivenbäume dazu.
April 2018, Hermann Becke