Newsletter 60 – Oktober 2022
Generalversammlung am 25. Juli 2022!
Vorstand und Beirat von SEKEM-Österreich konnten den Geschäftsführer von SEKEM-Ägypten, Helmy ABOULEISH, den Ehrenobmann Hermann BECKE und Gemeinderat Christian KOZINA-VOIT als persönlichen Vertreter der Grazer Bürgermeisterin Elke KAHR im Meerscheinschlössl begrüßen.
Ein berührendes Interview, das unser Beiratsmitglied Harald FRIEDL aus Anlass der Generalversammlung mit Helmy ABOULEISH führte, lesen Sie in diesem Newsletter.
Hier sind alle Themen dieses Newsletters:
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SEKEM-Österreich Generalversammlung am 25. Juli 2022
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„Allah scheint uns sehr zu lieben!“
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Internationale Klasse (IK) – Nachfolge und Verwandlung
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Salma
KURZNACHRICHTEN – SHORTCUTS
1. SEKEM-Österreich Generalversammlung am 25. Juli 2022
Von Andrea CRAMER
Im wunderbaren Ambiente des Grazer Meerscheinschlössls, das uns die Karl-Franzens-Universität über Vermittlung durch Drin Ulrike GELBMANN als Veranstaltungsort zur Verfügung stellte, konnte SEKEM-Österreich endlich wieder seine Mitglieder, Interessierte und zahlreiche Ehrengäste persönlich in der Generalversammlung begrüßen.
Em.Univ.Prof. Gerhard ZELLER leitete die Sitzung musikalisch ein. Gekonnt brachte er uns Werke von Josef Matthias HAUER und Hans FLOREY näher. Dafür möchten wir ihm an dieser Stelle besonders danken.
Nach der Präsentation des geprüften Rechnungsabschlusses 2021 wurde der Vorstand entlastet. Beschlossen wurde auch das Budget von SEKEM-Österreich für das Jahr 2022. Alle Dokumente liegen für Sie auf unserer Vereinshomepage zum Abruf bereit.
Ein nicht alltäglicher Akt folgte. Die Generalversammlung wählte Dr. Hermann Becke zum Ehrenvorsitzenden von SEKEM-Österreich. In seiner bewegenden Rede bedankte sich Hermann und nahm die Wahl an. Wir sind sehr froh, ihn weiterhin an unserer Seite zu wissen.
Im Anschluss an die Generalversammlung fand der mit Spannung erwartete Vortrag von Helmy ABOULEISH zum Thema Nachhaltige Agrikultur gegen den Klimawandel – Roadmap für COP27 statt, der sowohl in Präsenz als auch via Stream verfolgt werden konnte. Dazu ist es wichtig, folgenden Hintergrund zu kennen:
Im November 2022 findet die UN Klimakonferenz (COP27) im ägyptischen Sharm EL-Sheikh statt. Keine Frage, dass SEKEM hier aktiv für den Klimaschutz eintreten wird. In Vorbereitung auf das wichtige internationale Event haben SEKEM und die HELIOPOLIS-Universität ein Konzeptpapier entworfen, in dem dargelegt wird, wie Landwirtschaft einen maßgeblichen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten kann. SEKEM stellt darin ein konkretes Modell vor, wie tausende von Bio-Bauern Klima schützen und dafür auch entsprechend entlohnt werden können. Dieses Modell zeigt nicht nur für Ägypten großes Potential auf, um die ökologische Agrikultur zu fördern und CO2 einzusparen, sondern birgt auch enorme Chancen für den internationalen Bio-Sektor und das Erreichen der Klimaziele weltweit. Wir planen, Sie in unserem nächsten Newsletter ausführlich über diese richtungsweisenden Aktivitäten zu informieren.
Im Anschluss an den offiziellen Teil fand unsere Generalversammlung im angrenzenden Park des Meerscheinschlössls einen gemütlichen Ausklang mit angeregten Gesprächen. Wir danken der STADT GRAZ, dass sie uns die wunderbare kulinarische Versorgung durch das Buffet der Initiative CAMBIUM, Leben in Gemeinschaft, finanziell ermöglicht hat.
Der Vorstand von SEKEM-Österreich freut sich auf ein baldiges Wiedersehen bei der Generalversammlung 2023!
2. „Allah scheint uns sehr zu lieben!“
Helmy ABOULEISH im Interview vom 25. Juli 2022über die neue SEKEM-Vision, brennende Herausforderungen und kühle Gelassenheit
Von Harald A. FRIEDL
Helmy ABOULEISH, CEO der SEKEM-Holding und Sohn des vor fünf Jahren verstorbenen SEKEM-Gründers Ibrahim ABOULEISH, besuchte am 25. Juli 2022 SEKEM-Österreich. In seinem Vortrag im Grazer Meerscheinschlössl zum Thema „Nachhaltige Agrikultur gegen den Klimawandel Roadmap für COP 27“ erläuterte er die „neue“ Vision für SEKEM bis zum Jahr 2057. Zuvor hatte er sich die Zeit für ein Gespräch mit Harald FRIEDL genommen, das hier zusammengefasst ist.
Ausgehend von der Frage, wie Helmy ABOULEISH den Übergang des Managements auf die dritte Generation sehe, klärte er darüber auf, dass er „von Anfang an dabei gewesen“ sei und darum noch selbst, gemeinsam mit seinem Vater, die erste Generation repräsentiere. Dennoch werde sich die Frage des Generationsübergangs als Herausforderung stellen, an der noch gearbeitet werde. Zunächst jedoch stehe die Umsetzung der Vision in Zentrum seines Engagements. Diese habe er im zeitgleich erschienenen Buch „Sekem-Inspirationen: Impulse für einen zukunftsfähigen Wandel“ gemeinsam mit Christine Arlt näher erläutert. Wichtig sei dabei zu betonen, dass die Vision keineswegs „neu“ sei, war doch die Anfangsvision von SEKEM auf 200 Jahre ausgelegt. Vielmehr gehe es nur um einen vertiefenden nächsten Schritt.
Das von Ibrahim ABOULEISH initiierte „Wunder in der Wüste“ war, obwohl „jenseits aller Logik des Vorstellbaren“, ein überragender Erfolg geworden. Doch damit stellte sich die „Frage nach einem Zukunftspfad: Was ist die nächste organische Entwicklungsstufe?“ Denn das größere Ziel sei stets der „anstehende Systemwandel“ der Umwelt (rund) um SEKEM durch dessen inspirierendes Vorbild gewesen, nämlich für Ägypten und schließlich die ganze Welt. Diese „Breitenwirkung“ stehe bislang noch aus, sei aber entscheidend. Denn die Gesamtsituation der Welt habe sich in den vergangenen „40 Jahren eher verschlechtert“. Darum müsse sich das Engagement von SEKEM in den nächsten 40 Jahren auf den Wandel der „Umwelt“ fokussieren, und dies mit Hilfe von Wissenschaft und Forschung, der Weiterentwicklung unserer Prototypen mit dem Ziel, einen „Tipping Point“ zu erreichen, die „kritische Masse, denn dann verändert sich die Welt ziemlich schnell.“
Für diesen langen, herausfordernden Weg benötige es Wissenschaftler*innen aus allen Disziplinen, etwa auch „Geisteswissenschaftler für den spirituellen Weg“. Diese Dimension sei in den vergangenen vier Jahren bearbeitet worden. Nunmehr werden jedes Jahr zwei von den 16 Zielen der „neuen“ Vision aufgearbeitet. Die Leitfrage dabei sei stets, wo innerhalb der vier Dimensionen der Nachhaltigkeit etwas beigetragen, wo etwas angeregt werden könne, damit Entwicklung stattfinde. „Denn man kann von außen niemandem etwas aufzwingen, niemanden binden, niemandem etwas beibringen, sondern immer nur dabei helfen das eigene Potenzial zu entfalten und gute Fragen zu stellen.“ Und hier könne SEKEM auf ein „reiches Portfolio“ zurückgreifen.
Allerdings könne Entwicklung auch verhindert werden, wie Harald FRIEDL einwendete und dabei auf problematische Strukturen und Kulturmuster wie Korruption und Autoritarismus verwies. Diese hätten in den letzten Jahren zu existenzbedrohenden Problemen bei SEKEM geführt. Dem widersprach Helmy ABOULEISH mit dem Hinweis auf die Art, wie man derartige Probleme betrachte. Denn als das SEKEM-Team in den Anfängen die ersten 40.000 frisch gepflanzten Bäume wieder ausgerissen vorgefunden hatte, hatte sich auch die Frage nach der Sinnhaftigkeit dieses Versuchs gestellt. Doch hätte damals sein Vater auf eine prägende Weise geantwortet, wie es heute noch für die Arbeit von SEKEM prägend sei: „Allah sendet denen, die er liebt, die meisten Probleme und Herausforderungen, weil er ihnen damit helfen will sich zu entwickeln und an den Problemen zu wachsen.“ Dazu ergänzte Helmy ABOULEISH lächelnd: „Uns liebt Allah offensichtlich sehr angesichts unserer vielen großen Probleme.“
Dieser Zusammenhang zwischen Problemwahrnehmung und dem zentralen SEKEM-Ansatz spiegle sich in der „Aufgabe der Bewusstseinsentwicklung“ wider. Dies zeige sich auch in der täglichen Arbeit mit den eigenen 2000 Mitarbeitern und Studierenden aus unterschiedlichen Kulturen, die somit alle die Welt „aus verschiedenen Bewusstseinsblickwinkel, sehen“, anders als der eigene. Entscheidend dabei sei jedoch, dass auch Verschiedenheit Ausdruck einer Entwicklung des Menschen zur Vervollkommnung seiner Fähigkeiten sei. Freilich verlaufe dies über „Zwischenstufen, die zuweilen sehr schmerzhaft sind, wie Egoismus oder Kapitalismus“. Doch auch diese Erscheinungen seien als „Stufen zum Höheren“ zu betrachten. Dies gelte für alle Probleme in der Welt, die aus einem bestimmten Bewusstsein entstanden seien. „Diesen wird man nicht einfach mit Gesetzen Herr, sondern über Entfaltung, Bildung, über Arbeit mit dem Menschen, damit sie eine andere Welt sehen. Dann handeln sie auch anders. Aber das dauert etwas, 200 Jahre oder länger“. Die Zeit aber sei nebensächlich, denn es gehe um Generationen, nicht um kurzfristige Erfolge.
Denn wer heute vom Verkauf von schädlichen Pestiziden lebe, werde dies nicht auf morgen aufgeben und auf biodynamische Landwirtschaft umsatteln. Allerdings könne auch an solchen Menschen „etwas angelegt werden, das etwas in ihm lockert, und bei seinen Kindern etwas verändert“, die vielleicht schon die Universität besuchen. Dies wirke dann noch stärker bei deren Kindern. Derartige „Entwicklungssprünge in den vergangenen 45 Jahren“ seien bei den Bauern und Beduinen im Umfeld von SEKEM zu beobachten gewesen. Darum sei Helmy ABOULEISH „recht relaxed: Wir können nur tun, was wir können. So viel Kraft und Liebe, wie wir für die Menschen haben, so viel machen wir auch – und vertrauen darauf, dass in jedem Menschen dessen Potenzial zum Geist durchzustoßen“ werde. Wo SEKEM noch keinen Erfolg hatte, sei „eben noch nicht das richtige angeboten“ worden, doch diese Möglichkeit eröffne die Zukunft. Dies sei ein „langjähriger Prozess“, denn ein „Weltuntergang in ein paar Monaten“ sei keinesfalls zu befürchten. Entscheidend sei, dass diese Entfaltungsprozesse unterstützt würden.
Auf die Frage, ob nicht die Zeit bereits äußerst knapp werde, wie es die Berichte des Weltklimarats und zahlreiche andere erschreckende ökologische Befunde befürchten lassen, verwies Helmy ABOULEISH auf seinen Glauben „an die Kraft des michaelischen Prinzips: eher den Händen vertrauen als dem Kopf! Nicht diskutieren, sondern tun!“ Zudem bezweifle er die Fähigkeit des Menschen, den gesamten planetarischen Organismus zu kippen.“ Durch Fehler könne die Krisengeschwindigkeit erhöht werden. Doch „was wir nicht aus Einsicht tun, tun wir später aufgrund der Krise oder der Katastrophe.“ Doch sei sich Helmy ABOULEISH vom Wandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft sicher, „weil die Zukunft uns nicht erlauben wird, nicht mehr zu handeln.“ Seine Hoffnung sei jedoch, dass dies bereits aus Einsicht geschehen werde.
Um dazu seinen Beitrag zu leisten, bemühe sich Helmy ABOULEISH „wie verrückt“, um diesen Wandel aus Einsicht zu fördern – etwa durch bewusste, kritische Einkaufsentscheidungen, welche „die Welt retten“. Häufig entschuldige sich der Konsument durch den Verweis auf die Verantwortung von „bösen anderen“ wie Putin, Selenskyj oder Biden, um dabei die dramatischen Folgen seiner höchstpersönlichen Einkaufsentscheidungen zu übersehen. „Mein Lifestyle es ist, der uns in eine bestimmte Richtung führt, und nicht die böse Firma Coca-Cola und ihr Zucker. Ich kaufe die Cola-Dose, und nur darum produziert Coca-Cola sie.“ Verantwortungsbewusstes Einkaufen frage nachhaltige Produkte nach, die dann auch produziert werden. Verantwortungsbewusstes Einkaufen entspreche wiederum dem michaelischen Prinzip, indem konkret und folgensensibel gehandelt werde, anstatt auf den ersten Schritt der Produzenten in die richtige Richtung zu warten.
„Wir müssen uns klar machen: die Welt wird schrumpfen, sie wird sich verändern. Unser Lifestyle wird sich verändern.“ Helmy ABOULEISH meint, der Lebensstil der Zukunft werde einfacher, aber auch sinnerfüllter und darum glücklicher sein. Nur führe an diesem Wandel zur Reduktion von Komfort und Konsum kein Weg vorbei: „Wir können nicht einerseits in Paris unterschreiben und andererseits sagen: Ich brauche ein neues Auto.“ Darum appelliere er an all die Menschen und Firmen, mit denen er arbeite, dass sie „vorbildlich“ vorangehen mögen: „Macht das Beste, das man machen kann, hinterfragt jedes Produkt!“ Was sei dessen Auswirkung auf Natur, Mensch und Gesellschaft einerseits, und dessen wahrer wirtschaftlicher Wert andererseits. Würde diese Information zur Verfügung gestellt werden, dann würden auch die meisten Kunden die wertvolleren Produkte auswählen. „Die Kunden wollen nicht die Welt zerstören, weder in Österreich noch in China.“ Das Problem sei nur, dass heute die meisten Menschen immer noch „ahnungslos in den Supermarkt“ gingen.
Freilich gebe es in der Welt auch Menschen, die leidenschaftlich ihren SUV fahren und den Klimawandel für kein persönliches Problem halten. Ihnen würde Helmy ABOULEISH „alles Gute für ihr nächstes Leben wünschen“. Mit dem passenden Angebot könnte vielleicht auch bei solchen Menschen „das Entflammen des inneren Lichts“ gelingen. Jeder Mensch hat irgendetwas, das „das jeweilige Herz öffnet“, sei dies Kunst oder Kultur, „Yoga oder Bergwandern“. Denn „es gibt nicht ein System. Es gibt viele Wege.“ Nur sei er selbst aufgrund seiner begrenzten Ressourcen gezwungen, zunächst dort tätig zu werden, wo er auch etwas bewirken kann. Darum gehe er lieber „zu dem Bauern, der ohnedies bereits eine Frage hat.“ Oder eben zu den Mitgliedern von SEKEM – Österreich…
Harald Friedl bedankt sich herzlich für das inspirierende Gespräch mit Helmy Abouleish.
Buchtipp
Das neue Buch von Helmy ABOULEISH „Sekem als Inspiration und Vorbild“ ist hier erhältlich: https://info3-verlag.de/buch…/buecher/sekem-inspirationen/
3. Internationale Klasse – Nachfolge und Verwandlung
Von Ernst ROSE
Wie Sie, liebe Leser und Leserinnen wissen, konnte sich die tradierte Form der von SEKEM-Österreich initiierten Internationalen Klasse in mehreren Bereichen weiterentwickeln und gliedern:
1.) Im schulischen Bereich wurden zwei Brüder aus Afghanistan eines ehemaligen Schülers der Internationalen Klasse in der Waldorfschule Karl Schubert voll integriert. Sie konnten ihre Schullaufbahn beginnen und aufblühen.
2.) Für junge Erwachsene, die nun schon in das Arbeits- und Berufsleben aufrücken wollen, haben wir als Arbeits – und Berufsvorbereitung einen Platz im Gartenbaubereich der Freien Waldorfschule Graz geschaffen. Sie beziehen dadurch ein Gehalt, das ihnen ermöglicht, am Sozialversicherungssystem zu partizipieren. An ihrem Arbeitsplatz lernen die jungen Männer Arbeitsdisziplin, den verlässlichen Umgang mit Mitarbeiter*innen der Schule. Ganz selbstverständlich akzeptieren sie ihre Gartenbau-Lehrerinnen als „Lehr-Herrinnen“, die als Frauen ebenso wie Männer in ihrer Führungskompetenz anzunehmen sind. Ein besonders schöner Effekt dieses Projekts ist, dass die jungen Afghanen bei der Zusammenarbeit mit den übrigen Waldorf-Schüler*innen eine Aufgabe als Kulturvermittler innehaben. Gerade im Gartenbereich führt das erforderlich Zusammenwirken im praktischen Arbeiten zu gegenseitigem Verständnis und Respekt.
Einen besonders erfreulichen Erfolg können wir zudem vermelden: Ein junger afghanischer Gartenhelfer, Qais, konnte schon außerhalb der Waldorfschule ins Berufsleben einsteigen. Nun ist ihm schon Ekramulla in dieser Tätigkeit und Ausbildung im Gartenbau nachgefolgt.
3.) Ein weiterer Puzzlestein, der aus der Internationalen Klasse hervorging, ist das Projekt Deutschunterricht in Wohngruppen, den SEKEM-Österreich für die neu angekommenen Migrant*innen organisiert. In der vertrauten Umgebung der eigenen Wohngruppe lernen junge Afghanen und Syrer elementares Deutsch, damit sie ihre weiteren Schritte in die Gesellschaft leichter finden.
Aus allen drei Bereichen folgt nun eine Darstellung von dem begleitenden Lehrerinnen, die vor Ort durch ihre humanitäre Arbeit und ihr nimmermüdes Engagement so viel Gutes tun – für ein menschliches Dasein in unserer Welt. Dafür gebührt ihnen großer Dank!
Christine REITER, Gartenbaulehrerin der FWS Graz
Der Herbst ist in den Schulgarten eingezogen. Unser Gartenhelfer Ekramullah hat nicht nur seine Probezeit im August, sondern auch den ersten Monat mit Schüler*innen im Gartenbauunterricht zu unserer vollsten Zufriedenheit gemeistert. Seine Arbeit am Kompost begleitet alle Pflegearbeiten im Garten! Bedacht und ausdauernd geht er ans Schichten, Umschaufeln, Jäten, Dämme machen, Gießen oder Aufräumen heran. Im Gartenbauunterricht fällt uns besonders positiv auf, dass Ekramullah die Schüler*innen bei ihren Aufgaben immer unterstützt. Er möchte zum guten Ergebnis beitragen! Wir schätzen seine Hilfe sehr! Die Fotos zeigen ihn bei seiner Arbeit am Kompostplatz und ganz aktuell beim Traubenpressen mit einer Gruppe der 6. Klasse! Vielen herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!
Christine Reiter
Hildegard KRUG-RIEHL, Waldorfschule Karl Schubert
Die Brüder Erfan und Rohid HAMIDI freuten sich schon beide sehr auf den Schulanfang, auf ihre Lehrer und ihre SchulfreundInnen. Rohid ist nun in der 10. Klasse und musste gleich zu Beginn einen Aufsatz schreiben, warum es für ihn persönlich sinnvoll sei, bis zum 18. Lebensjahr zu lernen. Er schrieb, dass er sehr gerne lerne und dass er einmal einen guten Beruf ergreifen möchte, der ihm Freude macht – derzeit ist es sein Ziel, Apotheker oder Arzt zu werden. Es ist eine Freude zu sehen, wie große Fortschritte er macht und wie gut und korrekt er sich auch schriftlich im Deutschen ausdrücken kann. Die Fotos zeigen ihn bei seiner Aufgabe für die Geometrie Epoche. In seiner Freizeit geht er nun zwei Mal pro Woche zum Cricket Training und ist glücklich, dass er endlich eine Möglichkeit in Graz gefunden hat, seinen Lieblingssport auszuüben.
Erfan erzählte mir gleich nach den ersten Schultagen in der 5. Klasse, dass er unbedingt auch nachmittags in der Schule bleiben möchte, um dort auch bei den Aufgaben Unterstützung zu bekommen und um noch länger mit seinen SchulfreundInnen beisammen sein zu können. Also haben wir ihn beim Hort angemeldet und suchen auch bei der Landesregierung um Unterstützung dafür an. In der WS Karl Schubert hat er auch seine Begeisterung für die Musik und das Singen entdeckt und freut sich besonders, dass er seit kurzem Gitarre lernen darf – er möchte ja auch im Orchester mitspielen! Seine Klassenlehrerin empfahl mir außerdem, ihn zur Musiktherapie zu schicken, um seine Konzentrationsfähigkeit zu stärken. So erhält er jetzt bis Weihnachten in der Schule diese Therapie, deren Kosten zur Hälfte aus dem Elternfond getragen werden.
Es geht also beiden Brüdern sehr gut und sie erhalten weiterhin in der Karl Schubert Schule die größtmögliche Unterstützung. Wir sind sehr dankbar, dass SEKEM Österreich dies ermöglicht und auch für dieses Schuljahr die Beitragsgebühren übernimmt – ein sehr herzliches DANKE!!!
Mag. Birgit SCHMERFELD, Klassenlehrerin der Internationalen Klasse
Nachdem die jungen Syrer und Afghanen, die ich bisher in der Ägydigasse unterrichtet habe, nun in staatlichen Deutschkursen untergebracht sind, ist eine neu Gruppe Geflüchteter angekommen, sieben Syrer und ein Afghane. Keiner von ihnen hat Vorkenntnisse in der deutschen Sprache, aber zwei haben rudimentäre Englischkenntnisse.
In den ersten Stunden hatte ich eine Arabisch sprechende Begleitung. Das ist sehr hilfreich, um ein paar Rahmenbedingungen abzustecken: Jeder bekommt eine Mappe für Kopien, einen Schreibblock und einen Stift, die in jeder Stunde mitzubringen sind. Wir haben eine WhatsApp-Gruppe gegründet, über die ich ihnen Links zu Lernvideos und anderen Lernmaterialien übermitteln kann. Auch Besonderheiten der deutschen Sprache, wie z.B. Umlaute, scharfes ß, die du/Sie Anrede, die drei Artikel lassen sich natürlich einfacher mit muttersprachlicher Unterstützung vermitteln. Schon in der zweiten Stunde habe ich nur noch sporadisch auf Übersetzungen zurückgegriffen, da die Schüler sich schnell auf den Unterrichtsfluss eingelassen haben. Wenn die zu unterrichtenden Themen in eindeutigen Situationen dargestellt werden, versteht sich die Sache meist von selbst. Die Schüler haben gelernt, sich selbst und andere Personen vorzustellen und nach dem Befinden zu fragen, wir haben die Zahlen gelernt und geübt, Telefonnummern auszutauschen. Wenn es darum geht, eine andere Person vorzustellen (Wie heißt er/sie? Woher kommt er/sie?), verwende ich üblicherweise Fotos von bekannten Persönlichkeiten. Dabei taucht immer die Frage auf: Welche öffentlichen Persönlichkeiten sind denn jungen Syrern und Afghanen mit wenig Schulbildung überhaupt bekannt? Wie auch schon in der ersten Gruppe, die ich in der Ägydigasse unterrichtet habe, kennen alle Barack Obama, David Beckham und Cristiano Ronaldo, aber niemand Nelson Mandela und bei den Frauen, die man zum Üben der sie-Form braucht, wird es ganz schwierig. Auf Angela Merkel hatte ich gehofft, aber vergebens, auch die Königin von England, Cleopatra oder Sängerinnen, die bei uns jeder kennt, waren ihnen vollkommen unbekannt. Schließlich habe ich arabische Popmusik gegoogelt und siehe da, es gab zwei Sängerinnen, die die Syrer kannten. So lerne auch ich immer wieder dazu und es bleibt spannend.
Bitte helfen Sie uns, diese wunderbaren Entwicklungen weiter zu unterstützen! Ohne Engagement ist es unmöglich, die finanziellen Mittel für diese Aktivitäten aufzubringen.
Spendenkonto SEKEM -Österreich (steuerlich absetzbar)
IBAN: AT171700000181000341
BIC: BFKKAT2K
Bank für Kärnten und Steiermark
4. Salma
Salma HOSSAM von der Heliopolis-Universität berichtet über ihren Studierendenaufenthalt in Graz, verfasst von Lothar FICKERT
Liebe Leser und Leserinnen!
Im Juli haben wir Euch schon ganz kurz über den Studienaufenthalt von Salma HOSSAM von der Heliopolis Universität berichtet. Sie war den ganzen Juli über Gaststudentin an der TU Graz. Hier ein (fiktives) Interview, in dem sie uns über diese Zeit berichtet:
Wie hast du gewohnt? Wer hat dich betreut?
Ich war im Studentenheim in der Schillerstraße in einem Einzelzimmer untergebracht, und nicht nur wegen der gemeinsamen Küche, sondern auch wegen der freundschaftlichen Atmosphäre hatte ich sofort Anschluss zu gleichaltrigen Studenten – es war stets unterhaltsam.
Ich wurde von Prof. Fickert betreut, der mich am ersten Arbeitstag an meinem neuen Institut eingeführt hat.
Worin bestand deine Aufgabe an der TU Graz?
Ich wurde am Institut für Regelungstechnik von Prof. Martin HORN und seinen Assistenten bestens betreut. Ich habe in dieser Zeit die Regelung von drei jeweils über ein Regelventil verbundene Wassertanks untersucht. Die Herausforderung dabei war: es durfte kein Tank leerlaufen oder übergehen! Und am Ende – bei „Wasser marsch!“ – hat’s geklappt!
Deine Freizeitaktivitäten?
Ich habe mich mit einigen Österreicherinnen getroffen, und wir haben einige Ausflüge zusammen gemacht. Sogar das International Office der TU Graz hat einmal eine Stadtführung für uns organisiert! Sogar nach Wien wurde ich eingeladen. Ich war am Schlossberg, habe ein Schloss (Anmerkung: Schloss Eggenberg) besucht, und Mariella hat mich auf viele Ausflüge mitgenommen. Auch Tretbootfahren waren wir. Vielen DANK, liebe Mariella!
Bitte gib uns ein zusammenfassendes Statement!
Graz ist eine erstaunliche Stadt mit vielen schönen Orten und Menschen. Ich hatte einen wunderbaren Monat, den ich in vollen Zügen genossen habe. Ich habe es geliebt, wie entspannend diese Stadt ist, indem ich in den Parks und am Hilmteich spazieren gegangen bin. Ich bin wirklich dankbar für diese Gelegenheit und die Gastfreundschaft, die mir von SEKEM, der TU Wien und der Stadtverwaltung entgegengebracht worden ist!
KURZNACHRICHTEN – SHORTCUTS
Ackern für die Zukunft – SEKEM auf der TITELSEITE!
Die Zeitschrift Info 3 schreibt:
Ein Bauer, der sich liebevoll um die Erde kümmert – diese Momentaufnahme von der SEKEM-Farm schmückt diesmal unser Cover. Sekem legt im Juli auch ein Buch in unserem Verlag vor, in dem ein anspruchsvolles Ziel anvisiert wird: Das Projekt will Inspiration sein für einen gesellschaftlichen Wandel in ganz Ägypten auf allen relevanten Gebieten. 16 Zukunfts-Visionen von nachhaltigem Wassermanagement bis zu erneuerbaren Energien, von Potenzialentfaltung in der Bildung bis zu abfallloser Kreislaufwirtschaft werden in den Blick genommen. Die Anthroposophie Rudolf Steiners spielt dabei gemeinsam mit dem Islam und anderen Weisheitsquellen eine zentrale Rolle. Und für die kommende Welt-Klimakonferenz hat Sekem ebenfalls einen Vorschlag parat.
Hier gibt’s alle Infos:
https://info3-verlag.de/zeitschrift-info3/juli-august-2022/
Du kennst info3 noch nicht? Dann bestell’ dir doch ein kostenloses Probeheft:
https://info3-verlag.de/…/das-kostenlose-info3-probeheft/
(Ein Probeheft kann pro Haushalt nur einmal bestellt werden.)
Die Ausgabe kann auch einzeln käuflich erworben werden:
https://www.info3-shop.de/…/ackern-fuer-die-zukunft-07…/
Neuigkeiten zur Schule in der Wüste
Sekem baut in der Wüste von Bahariya in Wahat eine neue Schule für bis zu 100 Kinder auf – Durch die deutschen SEKEM-Freunde haben wir diesen sehr informativen Film bekommen: https://www.youtube.com/watch?v=Da1PBV6F6TQ mit folgendem Begleittext: Schon 45 € im Monat decken alle Schulkosten für ein Kind. Nur durch Investitionen in die Menschen kann sich eine Gesellschaft und ein ganzes Land weiterentwickeln.
Spenden mit dem Vermerk “Schule in Wahat” sind auch an SEKEM-Österreich möglich – wir geben sie spesenfrei an SEKEM weiter!
Spendenkonto SEKEM -Österreich (steuerlich absetzbar)
IBAN: AT171700000181000341
BIC: BFKKAT2K
Bank für Kärnten und Steiermark
“UN Race To Zero”
EKEM und die Heliopolis University for Sustainable Development geben stolz bekannt, Teil der UN Race To Zero-Kampagne zu sein!
Mit der UN Race to Zero-Kampagne wollen SEKEM und HU den Klimaschutz im Vorfeld der COP27 beschleunigen. Der Zweck der Initiative besteht darin, die Führung und Unterstützung von Unternehmen, Städten, Regionen und Investoren für eine gesunde, widerstandsfähige, kohlenstofffreie Regeneration zu sammeln, die zukünftige Bedrohungen verhindert, die Türen für integratives, nachhaltiges Wachstum öffnet und die CO2-Emissionen reduziert. Die Kampagne bringt eine Allianz führender Netto-Null-Initiativen zusammen, darunter 1.049 Städte, 67 Regionen, 5.235 Unternehmen, 441 der größten Investoren der Welt und 1.039 Hochschuleinrichtungen.
#racetozero #cop27egypt #climatechange #initiative
Mut machen!
SEKEM stellt im Oktober in fünf Städten in Deutschland gemeinsam mit Greenpeace Deutschland Aktionen und Visionen, die Hoffnung machen, vor -Mut machende und inspirierende Beispiele und Lösungen für den Klimaschutz!
In der Vortragsreihe zeigt Greenpeace-Experte Dr. Thomas HENNINGSEN anhand erschreckender Beispiele, wie es um unsere Welt bestellt ist, wenn wir so weitermachen wie bisher. Aber er kennt auch Beispiele, die Mut machen – wie die ägyptische SEKEM-Initiative. Den innovativen ägyptischen Ansatz stellt SEKEM-Geschäftsführer Helmy ABOULEISH vor.
Mehr erfahrt Ihr hier: https://deutschland.sekem.com/klimaschutz-jetzt/
Bewegungskunst
Ibrahim ABOULEISH schrieb schon 2004 in seiner SEKEM-Vision – https://www.info3-shop.de/produkt/die-sekem-symphonie/ -: Die Bewegungskunst der Eurythmie hat für mich im Hinblick auf Ägypten einen besonderen Stellenwert. Wenn ich die ägyptischen Mitarbeiter an die Eurythmie heranführen will, brauche ich ihnen nur altägyptische Bilder und Reliefs zu zeigen. Vor diesem Hintergrund lässt sich erklären, dass diese Kunst in ihren Bewegungen ursprünglich aus Ägypten stammt und in Europa wieder aufgegriffen und für unsere Zeit verwandelt wurde.
Der Samen ist aufgegangen! Siehe dazu die aktuelle Info aus SEKEM: Five teachers are currently joining the Eurythmy training group and teaching at SEKEM School, at the Vocational Training Center, and giving courses for adults, employees at the companies as well. Eurythmy is implemented at Heliopolis University with an obligatory course (Core program) for the students and academic staff. Our future project is to find more Arabic-speaking eurythmy enthusiasts and offer them eurythmy training. The team is preparing performances for different events and places. Fairy tales, classic European music but also music from the Egyptian culture and oriental style belongs to the repertoire. Also at the Amphitheater in Sekem Wahat the group could do various performances, feeling like putting a seed into the desert environment.
Radio evolve
Thomas STEININGER sprach in Radio evolve mit Helmy Abouleish über eine Vision, die inspiriert:
Seit fast 50 Jahren entsteht in Ägypten, südlich von Kairo, ein ökosoziales Experiment, von dem die Welt vielleicht etwas Zukunft lernen kann. Die Sekem Initiative startete als biodynamische Landwirtschaft. Mittlerweile hat sie eine eigene Universität und beschäftigt tausende Menschen. In ganz Ägypten trinkt man Tee aus Teebeuteln der Sekem Initiative. Ibrahim ABOULEISH hat, inspiriert von seiner Begegnung mit der Anthroposophie, aber auch geprägt durch ein modernes Verständnis des Islam in den 1970er Jahren Sekem gegründet. Sein Sohn Helmy leitet heute diesen Kulturimpuls, der auch viele Menschen in Europa beeindruckt. In einem neuen Buch „Sekem Inspirationen – Impulse für einen zukunftsfähigen Wandel“, zeigt er gemeinsam mit seiner Co-Autorin Christine Arlt, wie in Ägypten ein Prototyp eines zukunftsfähigen Kultur- und Wirtschaftsexperiments entsteht, eine Vision für eine nachhaltige Zukunft Ägyptens, von der wir alle lernen können. Und nicht zuletzt zeigt Helmy ABOULEISH auch ein neues Gesicht des Islam, ein moderner Islam des 21. Jahrhunderts.
Im Archiv können über 500 Radio evolve Sendefolgen kostenfrei angehört werden: https://radio-evolve.de/
Vollzeit- und Praktikumstellen in Sekem zu besetzen!!
ORTE DES RESPEKTS 2022
Das Voting lief bis 14.9.2022. Bei respekt.net konnte man die Aktivitäten von SEKEM-Österreich im Rahmen Flüchtlingspädagogik unterstützen.