Newsletter 58 – März 2022
Hallo Österreich!
In Wahat (Baharyia) entsteht eine neue SEKEM-School.
Die Schule hat mit 24 Schülern begonnen, seit November gibt es auch einen Kindergarten – das ist sehr wichtig, um die Familien aus den Beduinendörfern im Umfeld einzubeziehen.
Näheres siehe: https://deutschland.sekem.com/…/schule-in-der-wueste/
In diesem Newsletter erfahren Sie, wie SEKEM Österreich diese Initiative
musikalisch unterstützen möchte
Die Themen dieses Newsletters:
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Durch Flötenklang versprech‘ ich zu verwandeln den Hass zu Liebe
Was die Musik alles vermag
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SEKEM Österreich meets Global Studies
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Nachhaltige Lebenszeit in Kairo
Einblicke in ein Studiensemester an der Heliopolis-Universität von Marina Metz,FH JOANNEUM
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SEKEM-Österreich-Beirat bringt ärztliche Hilfe in die Ukraine
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Aviso Generalversammlung SEKEM-Österreich am 25. Juli 2022
Kurznachrichten
1. Durch Flötenklang versprech‘ ich zu verwandeln den Hass zu Liebe[1] – Was Musik alles vermag
Von Andrea CRAMER
Was wäre die menschliche Kultur ohne Musik? Schon das alte Ägypten kannte ihre Bedeutung. Die Funktionen der Musik waren vielfältig. Sie erklang nicht nur bei Banketten, Staatsempfängen, Festen oder offiziellen Veranstaltungen. Musik wurde auch zur Erleichterung der Geburt eingesetzt und zur Begleitung und Erleichterung körperlicher Arbeit.
Eine Landschaft wie Musik findet sich mitten in der ägyptischen Wüste und mehrere Hundert Kilometer von Kairo entfernt. Dort liegt die Oase Wahat El-Bahareyya, wo die SEKEM-Initiative zur Förderung von nachhaltiger Entwicklung in Ägypten eine ganz besondere Schule gründet. Weit entfernt von reiner Wissensvermittlung nach dem ägyptischen Curriculum verfolgt SEKEM ein ganzheitliches Schulmodell, das es seit über 40 Jahren erprobt hat. Angelehnt an die Waldorfpädagogik werden auch Fächer unterrichtet, die Kreativität und handwerkliches Geschick von Kindern auf dem Land gefördert, die sonst kaum Chancen auf eine gute Bildung haben.
SEKEM Österreich sieht Musik als unverzichtbare Säule ganzheitlicher Entwicklung. Nicht zu Unrecht wird sie treffend als Sprache der Engel beschrieben. Deshalb haben wir uns entschlossen, der ägyptischen SEKEM-Initiative bei der Förderung des musikalischen Potenzials der jungen Schülerinnen und Schüler zu helfen.
Für die Anschaffung von Flöten für die Wahat-Schule bitten wir um Ihre Unterstützung. Wir danken Ihnen und halten Sie auf dem Laufenden.
Spendenkonto des Vereins:
Bank für Kärnten und Steiermark,
IBAN: AT17 1700 0001 8100 0341,
BIC: BFKKAT2K
2. SEKEM Österreich meets Global Studies
Von Hermann Becke
Wie in unserem letzten Newsletter berichtet, konnte SEKEM Österreich im vergangenen Semester eine befruchtende Kooperation mit dem Institut für Systemwissenschaften, Innovations- und Nachhaltigkeitsforschung an der Karl-Franzens-Universität Graz (kurz KFU) eingehen. Die dort verankerten Masterstudien Global Studies bereiten auf ein ganzheitliches Denken und Handeln in einer an Komplexität und Dynamik zunehmend globalisierten Welt vor, beschäftigen sich also mit Klimawandel und Ressourcenverknappung, Krieg und Flucht, Hunger und Massenarmut, Terror und Gewalt, sohin mit Themen, die stellvertretend für eine Vielzahl ungelöster globaler Probleme und Herausforderungen stehen.
Unter Begleitung von Dr.in Ulrike-Maria Gelbmann, der Vorsitzenden der Curricula-Kommission, und mir als Ehrenobmann erstellten vier Studierende gemeinsam mit SEKEM Österreich insgesamt zwei Projektarbeiten.
Ein spezieller Themenbereich, der mit Hilfe dieser wissenschaftlichen Begleitung abgedeckt werden konnte, war die Frage nach der Finanzierbarkeit von Non-Profit-Organisationen, wie sie unser Verein darstellt. Als Ergebnis liegt uns nun ein ausführlicher Finanzierungsbericht vor, der für uns aufgrund seines Praxisbezugs besonders wertvoll ist und den wir Ihnen heute näher vorstellen möchten. Ausgearbeitet wurde das Dokument von den Studierenden Egzon Rama und Lisa Wimmer im Auftrag von SEKEM Österreich.
Schon die Einleitung des Berichts verrät, mit welchen Problemen ein gemeinnütziger Verein wie SEKEM Österreich bei der Verwirklichung seiner Ziele tagtäglich konfrontiert ist: Die Finanzierung von sozialen Vereinen stellt ein großes Problem dar. Hierfür verantwortlich ist die Tatsache, dass ein Verein kein fixes Einkommen vorweisen kann, sondern eine Abhängigkeit von Mitgliedsbeiträgen, Sponsoring, Einnahmen von Veranstaltungen oder Spenden besteht. Hiervon besonders betroffen sind soziale Vereine, da es hier besonders schwierig ist, an engagierte Mitglieder zu kommen und die Organisation am Leben zu erhalten.
Um diese Probleme zu lösen, unterzogen die Studierenden die Finanzierungsmöglichkeiten von Non-Profit-Organisationen im Allgemeinen und SEKEM Österreich im Besonderen einer ausführlichen IST-Stand Analyse und untermauerten diese mit Zahlen & Fakten zu möglichen Finanzierungsquellen, Finanzierungsinstrumenten und Spenderverhalten.
In der Folge untersuchten die beiden jungen Wissenschaftler*innen u.a. diverse Schwerpunkte unserer Vereinsarbeit genauer. So analysierten sie den Außenauftritt des Vereins, unsere Finanzen und das Budget, diverse Spendenprojekte und das Sponsoring, unsere Mitgliederstruktur, Förderungen, die wir erhalten, Serviceclubs und den SEKEM Shop.
Abschließend erstellten sie einen Katalog von möglichen Maßnahmen für SEKEM Österreich im Finanzierungsbereich. So erstatteten sie beispielsweise Vorschläge für einen Finanzierungsmix, zeigten Möglichkeiten für Fundraising im Wege des Verbands Austria (FVA) und für ein Spendengütesiegel auf, verwiesen auf einen verbesserten Außenauftritt sowie auf Public Funding etc.
Am 27. Jänner 2022 wurde in einer für alle ProfessorInnen, Studierenden und die sechs beteiligten Kooperationspartner (darunter SEKEM-Österreich) via Zoom öffentlichen Präsentation die Projekte durch die Studierenden vorgestellt. Auch damit wurde eine wesentliche Breitenwirkung der Arbeit gesichert.
Vorstand und Beirat von SEKEM Österreich haben nun vor, über die Ergebnisse des Finanzierungsberichts ausführlich zu beraten und zu überlegen, welchen Optimierungsvorschläge unbedingt gefolgt werden sollte.
Wir danken Frau Dr.in Gelbmann, vor allem jedoch den Studierenden, für die wertvollen Anregungen, die uns in unserer Vereinsarbeit maßgeblich unterstützen werden.
Besonders freuen wir uns darüber, dass uns die Fortsetzung dieser Kooperation mit der KFU für das nächste Studienjahr in Aussicht gestellt wurde.
3. Nachhaltige Lebenszeit in Kairo
Einblicke in ein Studiensemester an der Heliopolis-Universität von Marina Metz, FH JOANNEUM
Von Harald A. Friedl
Marina Metz (Quelle: Facebook)
Marina Metz studiert Gesundheitsmanagement im Tourismus an der FH JOANNEUM in Bad Gleichenberg. Als sich die durch CoVid verschlossenen Grenzen im letzten Herbst sachte zu öffnen begannen, ergriff sie die Chance auf ein Austausch-Semester an der Heliopolis-Universität für Nachhaltigkeit in Kairo. Damit war sie die erste Studierende, die vom neuen Austauschprogramm mit der „SEKEM-Universität“ profitieren durfte. Zurück brachte sie einen Schatz an Erfahrungen… Der nachfolgende Text ist die Zusammenfassung eines schriftlichen Interviews mit Marina Metz.
- Erwartungen…
Was bewegt eine junge Frau dazu, sich um einen Studienplatz an einer ihr noch gänzlich unbekannten Universität in Kairo zu bewerben?
Postkarten ihrer „reisebegeisterten Großmutter“ mit ägyptischen Monumenten waren es, die sich Marina eingeprägt und die Sehnsucht nach der Ferne angefacht hatten. Ihre Qualifikation in Arabisch befeuerte zusätzlich ihre Begeisterung für Land und Leute. Dass auch SEKEM eine Rolle spielen würde, lernte Marina erst nach Recherchen über die Heliopolis-Universität, die sie auch zu SEKEM führten. Hier entpuppte sich rasch das Thema der sozialen Nachhaltigkeit im Verbindung mit ganzheitlicher Entwicklungsförderung als gemeinsames Interesse: der „Space of Culture“ als Raum der kulturellen Weiterentwicklung aller MitarbeiterInnen und damit die Chancen zum kulturellen Austausch im Rahmen von Konzerten, Eurythmie-Events oder Theatervorstellungen erschienen ihr schon vorab als faszinierend und vielversprechend.
Somit war SEKEM wie auch Ägypten für Marina anfangs weitgehendes Neuland. In ihrem Kopf gab es die üblichen, über Erzählungen und Medien vermittelten Bilder von „typischen“ Landschaften und Monumenten, von gelebtem Islam oder “orientalischer“ Geschlechterstellung. Mit dem „beliebten und bekannten Reiseziel“ war wohl ein vermeintliches Gefühl von Vertrautheit verbunden, das jedoch nur eine „romantisierten Version“ des Landes suggerierte. Als kritisch denkende junge Frau hatte sich Marina bewusst vorgenommen, „unvoreingenommen in das Land und die Kultur einzutauchen, um andere Perspektiven kennenzulernen und die ‚full experience‘ zu bekommen“, was jedoch nicht immer ganz gelingen wollte…
- Erste Eindrücke und Erschütterungen
Spät nachts in Kairo angekommen, überforderte bereits die Fahrt vom Flughafen zum Studentinnenwohnheim: „der Verkehr, die vielen Lichter, die Geräusche, der ständige Lärmpegel, die staubige und stickige Luft, eine andere Sprache…“ ließen in Marina zunächst jegliche Orientierung verloren gehen. Dabei war die Hitze „noch das geringste Übel“. Doch im Wohnheim angelangt, stellte sich Marina ihrer Entscheidung, ein halbes Jahr allein in Ägypten zu leben, in der Überzeugung, sich einfach gewöhnen zu müssen. Als hilfreich für diesen Anpassungs- und Lernprozess erwiesen sich Tagesroutinen wie ihre regelmäßigen Tagebucheinträge, zu denen sich mehr und mehr Normalitäten hinzugesellten und zu einem tragenden Geflecht aus alltäglichen Lebenswirklichkeit verbanden.
Gewöhnung ist das eine, die bewusste Auseinandersetzung mit einem Land das andere. So wirkten die Dimensionen des Landes angesichts einer eigenwilligen Ausprägung der städtischen Infrastruktur wiederholt erschüttern auf Marina: Die leidenschaftliche Fahrrad-Nutzerin musste in der Metropole auf Uber, Taxi, Bus oder Motorrad-Taxi zurückgreifen – mit der Folge, „sehr viel Zeit im Auto in stockendem Verkehr“ zu verbringen. Erschütternd wirkten zunächst auch Lebensweise, -einstellung und -rhythmus der Menschen, erschien doch auf den ersten Blick „alles unorganisiert und willkürlich“, was in der alltäglichen Redewendung „Insh Allah“ seinen perfekten Ausdruck zu finden scheint. Das Wort ist in der Praxis als ausweichendes „Nein“ interpretierbar, repräsentiert aber auch ein fundamentales Lebensmotto. So verzichten Kairos Autofahrer gern aufs Anschnallen, „da man sowieso von ‚Gottes Willen‘ abhängig“ sei. Als hätten die Menschen keinerlei Glauben an Selbstbestimmung. Auf Ämtern äußerte sich dieselbe Wendung im Umgang mit Terminen, die erst nach mehreren Anläufen erteilt wurden und selbst dann mit sehr viel Wartezeit verbunden waren, egal ob an der Universität oder in öffentlichen Kanzleien. Mit dieser Willkür umzugehen, fiel Marina, die von Österreichs Ämtern einen völlig anderen Umgang mit den Anliegen von BürgerInnen gewöhnt war, schwer.
Die Gegensätze zwischen arm und reich bewegten Marina sehr. So erlebte sie einerseits im ländlichen Nildelta Herzlichkeit, Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit und Gastfreundschaft im Kreis von Großfamilien, die „scheinbar ‚nichts‘ haben“, auf engstem Raum zusammenwohnen, wo sie sich wie in einer längst vergangenen Zeit um ein offenes Feuer versammeln und die Ereignisse des Tages bereden. Anders als diese durch Menschlichkeit bereicherte Armut empfand Marina das Elend hinter den Fassaden von „heruntergekommenen, unverputzten Hochhaussiedlungen“ im Schatten von „achtstöckigen Einkaufsmalls mit Skihalle und vier Kinos“…
Marinas erster Besuch der SEKEM Farm in Belbeis wurde zu einem besonderen Erlebnis: „Aus dem scheinbaren Nichts heraus, aus Wüste und Sand, vorangetrieben durch eine Vision“ waren hier erst Farmen und schließlich sogar eine Universität entstanden, wurden „Werte wie Nachhaltigkeit in die Welt hinausgetragen, Bildung für Jung und Alt angeboten und Menschen ein Ort gegeben, an dem sie sich wohlfühlen. mit dem sie sich identifizieren können.“ Während eines Ausflugs nach Wahat hatte Nabil, „einer der Mechaniker, ganz stolz seinen Arbeitsplatz und die Werkstatt gezeigt, die ganz nach dem Motto Upcycling aus allen möglichen Gegenständen zusammengebaut wurde.“ Solche und andere Erfahrungen ließen Marina zunehmend verstehen, „was SEKEM zur Gesellschaft beiträgt“.
- …und der Umgang damit?
Gemeinsam ist alles etwas leichter, besonders in der Fremde. Marina hatte in Ägypten zwei wundervolle Studienkolleginnen aus Deutschland als Freundinnen gewonnen, mit denen sie ihre Eindrücke teilte und gemeinsam zu deuten versuchte – in ihrer Muttersprache. Diese innere Distanz zu den zuweilen emotional herausfordernden Erfahrungen verschafften den drei jungen Europäerinnen etwas „Erleichterung“, wenn dabei auch die Ahnung davon mitschwang, „in unserer „deutschen Blase“ zu stecken“: Die drei Damen hatten – gleich einer schützenden Karawane in der lebensfeindlichen Wüste – die meisten Routinen gemeinsam erledigt, ob zur Uni zu fahren, einzukaufen, zu entspannen oder Abenteuer zu unternehmen. Als heimelige Basis dafür diente bald – nach dem Auszug aus dem Studentinnenwohnheim – eine private Unterkunft auf einer kleinen, grünen Farm.
Für Abenteuer ist Kairo mit seinen unterschiedlichsten Stadteilen ein unversiegbarer Quell an Entdeckungen. Ob das Koptische Viertel, Downtown, Heliopolis, Maadi, Zamalek oder New Cairo, stets findet sich eine “eigene Atmosphäre“. So ist etwa Maadi besonders grün, vergleichsweise ruhig und gern besucht von jungen und offenen Menschen. Auch für Marina wurde Maadi ein beliebter Rückzugsort, um etwas Abstand zur „Insh-Allah“-Mentalität zu erlangen…
- An der Heliopolis-Universität
Der offizielle Zweck von Marina‘s Reise war das Studium an der Heliopolis Universität, die die junge Frau als familiär, offen und herzlich kennen lernen durfte. Gab es ein Problem, fanden sich sofort Menschen, ob Lehrer oder Bekannte, die bereitwillig halfen. Von offizieller Seite hingegen erhielt die Studentin „kaum ‚brauchbare‘ Unterstützung“. Tatsächlich existierte keine zentrale Organisation für den Studierendenaustausch. Stattdessen hatte sich die Business Fakultät dieser Aufgabe angenommen, jedoch auch dort ohne „strukturierte, organisierte und begleitende Umsetzung“. So fehlten Programme zur Förderung der Integration der Austauschstudierenden ins Studierendenleben vor Ort. Dies erleichterte Marina nicht unbedingt die Überwindung der „europäischen Blase“…. Auch praktische Probleme wie die Organisation eines Internetanschlusses oder eines Arabisch-Kurses musste Marina eigenständig lösen. Die offizielle Freistellung von zwei Wochen für den Besuch der Eltern über Weihnachten bekam Marina dann doch genehmigt, Dank hartnäckiger Ansuchen.
Die gewählten Studieninhalte wiederum waren eine eigene Erfahrung. Marina hatte sich für die Kurse „Business Ethics”, “Hospital Management” und “Economics of Health Care” entschieden. Da Marina in Österreich ein gesundheitsorientiertes Studium absolviert, wollte sie sich in Ägypten mit sich selbst und ihren Interessen auseinandersetzten, um sich „weiterentwickeln und neue Perspektiven kennenlernen“. Jedoch wurden Marinas Erwartungen enttäuscht, weil sie „das Aushängeschild Nachhaltigkeit der ‚Heliopolis Universität für Nachhaltige Entwicklung‘ in vielen der belegten Kurse … nicht …wiederfinden“ konnte. Dies galt auch für die Qualität der Lehre und der Unterrichtsmethoden. Das Potential der Universität war zwar erkennbar, an der Umsetzung mangelt es jedoch.
Völlig anders erlebte Marina die „Kern-Kurse“. Aus einem breiten Angebot hatte Marina die Kurse “Perception Actuality” (Fine Arts), Musik und Ernährung ausgewählt und wurde hinsichtlich ihrer Erwartungen angenehm überrascht. Einfache Kunstübungen etwa, wie das Mischen von Farben, erlebte Marina bald als eine Methode, um den Anfängergeist („Beginners-mind“) zu kultivieren. Diese bereichernde Veränderung konnte sie auch bei ihren Studienkolleginnen miterleben.
Marinas Erwartungen absolut übertroffen hatte der Online-Kurs „Mindful Leadership“, durchgeführt von der Partneruniversität Osnabrück, der neben theoretischen Inputs über Achtsamkeit und Meditation auch die Kunst der Integration von Mediation in den Alltag vermittelte. Dazu wurde gemeinsam meditiert und Erfahrungen in der Gruppe reflektiert. Auf diese Weise wurde den Studierenden „ein Raum gegeben, in dem wir frei über Gefühle, Emotionen, und angenehme wie unangenehme Erfahrungen sprechen konnten, ohne beurteilt oder verurteilt zu werden. Das hat auch geholfen uns mit unseren Erfahrungen in Ägypten auseinanderzusetzten.“
Auf die Frage nach den herausragenden Stärken der Heliopolis Universität nannte Marina
- den Campus als „grüne Oase im sandigen Kairo“,
- den „Space of Culture“, im welchem alle Angestellten und Studierenden neues kennenlernen und sich weiterbilden können,
- das „Core Program“, das allen Studierenden ein Fenster zu sich selbst öffnet, um sich aus der eigenen Komfortzone herauszubewegen, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und auf diese Weise weiterzuentwickeln; dieses Programm der Persönlichkeitsförderung würde sich Marina auch an ihrer eigenen Hochschule wünschen…
- und schließlich das familiäre und herzliche Klima am Campus. „So hatte sich etwa Muhamed am Empfang der Uni jeden Tag nach meinem Wohlbefinden erkundigt.“
Weniger begeistern konnte Marina die Art, wie die Universität ihrer Nachhaltigkeitsorientierung praktisch umsetzte, nämlich mit einem starken Fokus auf Quantität anstelle von Qualität. So verdiene die Lehre inhaltlich wie didaktisch noch einiges an Qualitätssteigerung, und auch die mangelnde Integration von Nachhaltigkeit in die Kurse widerspreche dem Leitwert der Universität. Dies gelte auch für ägyptische Studierende, von denen viele die Universität eher aus Kostengründen denn aus Überzeugung wählen würden. Das zeige sich auch in kleinen Lebenspraktiken, indem etwa Müll auf den Boden geworfen werde – direkt neben auffälligen Abfallbehältern… Ebenfalls keine erkennbare Verantwortlichkeit habe auch das International Office erkennen lassen. Abgesehen vom „Abschlussgespräch, bei dem wir uns bewusst an sie gewendet haben“, hatte das Büro während Marinas gesamten Aufenthalts keine Rolle gespielt.
Zusammenfassend wäre eine gelebte Praxis von Nachhaltigkeit als Alltagskultur unter Lehrenden und Studierenden wie auch auf Ebene der universitären Organisation ein erstrebenswertes Ziel für die Universität, wodurch sie ihrem Namen gerecht werden würde.
- Aus Kairo mitgenommen…
Jede Herausforderung geht irgendwann zu Ende. Mittlerweile ist Marina wieder fest in ihrem Bad Gleichenberger Studienalltag verankert. Doch spurlos ist ihre Zeit in Ägypten nicht vorübergegangen. Durch die intensive Auseinandersetzung mit einer „Gesellschaft, in der Religion den Alltag mitbestimmt“, wandelte sich Marinas Blick auf den Islam, der zuvor im Wesentlichen durch Medien und Freunde eher negativ beeinflusst war. Nunmehr aber hat Marina – auch inspiriert durch „Mindful Leadership“ und die Meditation – ihre eigene spirituelle Seite entdeckt.
Die Alltagskultur der Menschen in Kairo lehrte Marina Gelassenheit sowie „die Zuversicht, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt“. Auf zwischenmenschlicher Ebene erwarb sie ein Mehr an Geduld und Toleranz gegenüber Menschen, deren Lebensbedingungen zuweilen alles andere als einfach sind.
Diese Erkenntnisse möchte Marina auch zukünftigen KandidatInnen für die SEKEM-Universität in Ägypten mitgeben: Im Reisegepäck viel Offenheit und Flexibilität, Gelassenheit und Eigeninitiative, Mut zum Einlassen auf neue Perspektiven und zum Verzicht auf Vorurteile mitzuführen, sowie eine Prise Anfängergeist. Denn stets kann man noch etwas lernen, und aus Erfahrungen, egal ob positiv oder negativ, als wertvolle Erlebnisse und Erkenntnisse aufnehmen, „auf die man später zurückgreifen kann“. Was das (Über-)Leben in Kairo leichter macht, ist ein proaktives Zugehen auf Menschen, die sich gut auskennen und weiterhelfen können. Wer hingegen nur abwartet, kann in Kairo lange warten. Was immer man in Kairo auch macht, das wichtigste ist immer… zu lächeln!
Impressionen eines Ägyptischen Abenteuers
4. SEKEM-Österreich-Beirat bringt ärztliche Hilfe in die Ukraine
Von Andrea Cramer
Unser Beiratsmitglied, Dr. Roland Frank und seine Frau Dr.in Elisabeth Frank sind zwei Ärzt*innen, die sich seit Jahrzehnten weltweit engagieren und Ihre Expertise auch immer wieder für das Medical Center in SEKEM Ägypten einbringen.
Roland Frank war so beispielsweise von 2007 bis 2020 vierundzwanzig Mal in der Ukraine (einige Male auch in Russland), um im Rahmen des IPMT (International Postgraduate Medical Training) Kurse in Anthroposophischer Medizin für Kolleg*innen und Therapeut*innen zu geben.
Schon 2015 konnte er mit der Hilfe von Freund*innen und Unterstützer*innen im Zuge einer großartigen Eigeninitiative wichtige medizinische Hilfsgüter nach Mariupol organisieren. Wie wir alle wissen, ist die Situation heute viel verzweifelter.
Ein Hilferuf ukrainischer Kollegen hat die beiden Ärzt*innen in den letzten Tagen erreicht. Nachstehende Liste hat ihn erreicht:
Roland und seine Frau versuchen nun, benötigtes Material zu kaufen bzw. zu organisieren. Aufgrund der verzweifelten Lage gibt es diesmal nicht die Zeit, bei Firmen anzufragen, wie die beiden es 2015 gemacht haben, sondern sie müssen so schnell wie möglich kaufen und sammeln. Die medizinischen Güter werden nach Kiew gehen. Für den Transport ist ab der Grenze (noch) gesorgt.
Wen Sie unser Beiratsmitglied bei dieser Aktion unterstützen möchten, verwenden Sie bitte das untenstehende neu eröffnete Spenden-Konto. Sie können jederzeit in das Konto einsehen! Wenn die Aktion beendet ist, wird das Konto gelöscht. Ein eventuelles Restguthaben geht an den empfangenden Arzt, Dr. Yehven Volschencho, und sein Team in Kiew. Alle Spendenden werden abschließend über die Aktion informiert.
Konto Nummer lautend auf Dr. Roland Frank
Medizinische Hilfe für die Ukraine
IBAN: AT542011184552771400
BIC: GIBAATWWXXX
Falls Sie Sachspenden (siehe obige Liste) haben, gibt es die Möglichkeit, mit Dr. Roland Frank und Dr.in Elisabeth Frank wie folgt Kontakt aufzunehmen:
[email protected] oder +43 6646108345
[email protected] oder +43 6646108320
Wir danken unseren beiden Freunden sehr für ihr unerschöpfliche Energie im Dienste der Menschlichkeit!
5. Aviso Generalversammlung SEKEM-Österreich am 25. Juli 2022
Von Andrea Cramer
Allen Mitgliedern, Freunden und Interessierten möchten wir schon jetzt den Termin für die nächste Generalversammlung von SEKEM-Österreich bekannt geben.
Bitte merken Sie sich schon jetzt den
25. Juli 2022
vor! Näheres wird rechtzeitig bekannt gegeben werden. Wir hoffen insbesondere, wieder Helmy Abouleish für einen spannenden Impulsvortrag begrüßen zu dürfen.
KURZNACHRICHTEN – SHORTCUTS
Das Jahr 2022 begann erfreulich – SEKEM war beim Weltsozialinitiativforum Ostafrika eingeladen!
“We will be joined by Mona Abouleish, Amin Abdallah and Amira Badawy from SEKEM who will be sharing the story of the SEKEM school in Egypt. They will be speaking about the different practices they have tried to continue on the path towards creating a learning space for connection with hope, healing and courage; home setting schooling, enhanced teachers training, collaboration with the Economy of Love Edu program for employees at the SEKEM factories and establishing a new school in the Bahariya Oasis Wahat. We hope to see you there. Register via our website World Social Initiative Forum.“
BÄUME PFLANZEN IN DER WÜSTE
Erfolgversprechende Kooperation ClimaCoin – SEKEM Group!! Der Geschäfstführer von ClimaCoin schreibt: “Bäume pflanzen in der Wüste! Ja es geht, bestimmte widerstandsfähige Sorten, damit der Wind die Pivots nicht versanden kann. Und neben diesen Dingen habe ich Erfahrungen gesammelt, wie Menschen ganzheitlich geführt werden können und gemeinsam für unmöglich gehaltene Dinge entstehen. Eine tolle Erfahrung mit SEKEM in Ägypten. Die Produkte könnt ihr in jedem dm Markt und bei jedem DEMETER Laden kaufen. Danke für die Zusammenarbeit und schön, dass SEKEM uns für unseren ClimaCoin die CO2 Zertifikate liefert. Auf allen Seiten ein grüner Fußabdruck und menschlich sehr bemerkenswert. www.climacoin.de”
ERFREULICHE NACHRICHTEN VON UNSERER KOOPERATION MIT DER TU-GRAZ
The summer seminars 2021 at Graz University of Technology (see our October newsletter, point 2: http://3.13.161.44/…/aussendung-oktober-2021…/ ) have had a very positive effect! The Egyptian student Ahmed Wagih Younes wrote to us yesterday: “I wanted to inform you that as a result of my trip to Austria and meeting Professor Lothar Fickert, we succeeded to make a mutual course conducted by Prof Fickert to HU students as a contribution from him to the IEEE student activity in HU, the thing that makes him worthy of thanks for his great efforts and contributions. I want to thank you too for hosting me in your beautiful country and giving me the opportunity to have a such great and fruitful experience which is a great example for sustainability and cultural communication.” Many thanks and
congratulations
to Ahmed for the initiative and to our advisory board member Lothar Fickert for the free online seminar! Here you can see some pictures:
ERINNERUNGEN
Genau heute vor 5 Jahren war Sekem Oesterreich mit dem Studiochor der Kunstuni Graz KUG unter der Leitung von Prof. Johannes Prinz an der Heliopolis University for Sustainable Development und Gast der SEKEM Group – welch schöne Erinnerungen!! Hier dazu SEKEMs damaliger Bericht: https://www.sekem.com/de/so-klingen-karawanen/ …
Wichtige Informationen zur nachhaltigen Bauweise auf der Sekemfarm Wahat in Bahariya -Wir wünschen viel Erfolg!
On our SEKEM farm in Wahat we now primarily focus on fully sustainable buildings through clay from the desert nearby. This concept is called “rammed earth”.
#clayhouse #clay #rammedearth #desert #farm #organic #demeter #egypt #sekem #wahat
SEKEM-KOOPERATION „REGENERATIVE LANDWIRTSCHAFT IN BRASILIEN“
“Immer wieder wird die Frage an SEKEM herangetragen, ob das SEKEM-Modell kopiert und anderer Stelle in der Welt übernommen werden kann. Die Antwort lautet stets: NEIN. SEKEM lebt von der Lebendigkeit, der stetigen Fortentwicklung und dem Reagieren auf Gegebenheiten und Entwicklungen. Anstelle einer Kopie, will SEKEM eine Inspiration sein, Erfahrungen teilen und in einem Netzwerk vervielfältigen”. Aber es gibt immer wieder weltweite Kooperationen, über die berichtet sein soll z.B. über REGENERATIVE LANDWIRTSCHAFT IN BRASILIEN. Siehe dazu: https://www.sekem.com/…/regenerative-landwirtschaft-in…/ or in english: https://www.sekem.com/en/regenerative-agriculture-in-brazil/
SEKEM-Österreich und Litauen
Aus Anlass des litauischen Nationalfeiertags hat RaiMonda Skabeikaitė ein Video mit einem litauischen Volkslied gepostet:https://www.facebook.com/raimonda.skabeikaite.1/videos/1887605338117994/?__cft__[0]=AZVSHuR4aY-oOGeB2LuZvg5oZ59Lx46wPbAvBondaOI4yynhuro3nIkJl3dyaJHMh9wnJLp0zKcwYS4-cXGgVHUxpWXWA_dtLT-o0PLcdKartfNh0_cf45xHAtcpOisiOLrLQuVKPfK49uI6c93brx7G&__tn__=-UK-R
Warum finden Sie hier den Link? Die Aufnahme ist nicht nur wunderschön, sondern sie ist vor ziemlich genau fünf Jahren im Gästehaus von SEKEM entstanden – auf unserer gemeinsamen Ägyptenreise, die wir in so positiver Erinnerung haben – Danke an RaiMonda Skabeikaitė, Gabriele Demsyte Bivei und Algirdas Biveinis!
Vernetzung mit der deutschen Außenministerin
Helmy Abouleish spricht in Kairo mit der deutschen Außenministerin Baerbock über Klimaschutz! Nähere Infos hier: https://www.sekem.com/…/helmy-abouleish-spricht-mit…/…
Herzliche Frühlingsgrüße!
Wünscht Euer/Ihr Redaktionsteam von SEKEM-Österreich
[1] Aus der Oper Lulu von Friedrich Kuhlau