Das Kamillenkinder-Projekt
Eine Antwort auf das Problem der Kinderarbeit
…Notsituation der Familien
Ein großer Teil der Bevölkerung in der Umgebung von SEKEM lebt unter der Armutsgrenze. Trotz Schulpflicht in Ägypten schicken die Eltern oft nur eines ihrer Kinder zur Schule. Die anderen müssen durch Arbeit zum Unterhalt der Familie beitragen. Auf diese Weise erleben die Kinder einen tristen Alltag als Gelegenheitsarbeiter, Schuhputzer, Bettler, …
Diese soziale Notsituation der Kinderarbeit in Ägypten, die einen hohen Prozentsatz betrifft, war Anlass zur Gründung des „Kamillenkinder-Projektes“ in SEKEM.
Diese Kinder im Alter zwischen 10 und 14 Jahren werden ganzjährig aufgenommen. Sie helfen vor allem beim Pflücken der Kräuter in der Landwirtschaft, erhalten – neben einem Gehalt – eine warme Mahlzeit am Tag (auch ein Glas Milch morgens, wenn sie kommen), Kleidung und medizinische Versorgung, die insbesondere wegen des oft mangelhaften Zustands ihrer Zähne und ihrer Augen wichtig ist.
Während der Pflückarbeiten und in der schulischen Betreuung werden sie von eigenen Lehrern begleitet und erhalten so auch Unterricht in Lesen und Schreiben sowie in künstlerischen Fächern. Sie bekommen im Zeugnis (Grundschulabschluss) bestätigt, dass sie keine Analphabeten sind. Sie können dann an der Berufsschule einen Beruf erlernen, um später bessere Chancen zu haben und sich für die Gesellschaft besser einsetzen zu können.
Kamillenkinder im Unterricht
Das Kamillenkinder-Projekt ist in besonderer Weise ein Herzprojekt. Zu erleben, wie seelisch verkümmert und ungepflegt diese Kinder auf die Farm kommen und wie sich allmählich durch menschliche Zuwendung und Unterricht das Aussehen und die Ausstrahlung verändern, ist sehr eindrucksvoll. SEKEM geht mit diesem Projekt einen Weg, der den sozialen Gegebenheiten der unter der Armutsgrenze lebenden Familien entspricht. Es wird eine sanfte, aber konsequente Verwandlung der Verhältnisse betrieben, indem einerseits den Familien ein finanzieller Zuverdienst ausgehändigt wird, andererseits die Kinder auf diese Weise eine Zukunftschance erhalten.
Solange derartige Verhältnisse in Ägypten (und in vielen anderen armen Ländern der Welt) vorherrschen, kann eine wirkliche Hilfe nicht bei der Kritik stehen bleiben, sondern muss machbare Wege beschreiten.
Erst, wenn die Familien wirtschaftlich lebensfähig werden, erreicht ein totales Kinderarbeitsverbot das beabsichtigte Ziel: Schutz der Kindheit – zur Wahrung der kindlichen Entwicklungsmöglichkeiten.
Warum Spenden erforderlich sind
SEKEMs Wirtschaftserträge finanzieren Bildung, Gesundheit, Soziales, Kultur, … Diese konsequente Haltung führte zur weltweiten Anerkennung von SEKEM als Outstandig Social Entrepreneur („Hervorragender Sozialunternehmer“) – eine Auszeichnung der Schwab Foundation, und zur Verleihung des Alternativen Nobelpreises 2003
Allerdings ist das finanzielle Bedürfnis für Hilfsinitiativen – wie das Kamillenkinder-Projekt – so groß, dass es die Wirtschaftsleistung von SEKEM übersteigt.