Wie kam es zur  Gründung der Internationalen Klasse und wo steht sie heute?

Wie kam es zur  Gründung der Internationalen Klasse und wo steht sie heute?

SEKEM-Österreich widmet sich seit dem Schuljahr 2016/17 intensiv einer besonderen Gruppe von Flüchtlingen: Es geht bewusst um jene jugendlichen Flüchtlinge, die nicht mehr schulpflichtig sind, aber keinen Schulabschluss haben – also um eine Altersgruppe zwischen 16 und etwa 22 Jahre.

Um zu vermeiden, dass unsere Zielgruppe betätigungs- und beschäftigungslos monate-, ja jahrelang in ihren Quartieren, aber auch auf den Straßen und Parks auf den Ausgang ihres Asylverfahrens wartet und damit vielfältigen Gefahren ausgesetzt bleibt, hat SEKEM-Österreich in pädagogischer Kooperation mit der Freien Waldorfschule Graz eine besondere Form der ganzheitlichen Bildungs- und Integrationsförderung entwickelt.

Einerseits wird den Jugendlichen – unter Berücksichtigung ihrer ganz unterschiedlichen Bildungsvoraussetzungen! – eine Allgemeinbildung vermittelt, die sie sowohl zum Abschluss der notwendigen Deutschprüfungen als auch soweit wie möglich zu einem österreichischen Pflichtschulabschluss führen soll. Andererseits wird zusätzlich zu dieser Schulbildung eine Vielzahl von künstlerischen, praktisch-handwerklichen und sportlichen Projekten angeboten, bei denen immer auch österreichische Jugendliche der Oberstufe der Freien Waldorfschule Graz eingebunden sind. Damit steigen nicht nur die Lernerfolge in den kognitiven Schulfächern beträchtlich, sondern vor allem werden auch die Fähigkeiten der Jugendlichen entscheidend entwickelt, sich in ein für sie völlig neues und fremdes kulturelles Umfeld zu integrieren. Ein wichtiger und nicht zu unterschätzender weiterer Nutzen ist, dass auch die österreichischen Jugendlichen quasi eine umgekehrte Integration oder besser wechselseitige Integration in der Praxis erüben, erlernen und erleben können. Integration wird so von der leider allgemein vorherrschenden Meinung einer Einbahnstraße zu einem von beiden Seiten geleisteten Beziehungsprozess!

 

Bisherige Erfahrungen und Statistisches:

Insgesamt wurden in den ersten fünf Schuljahren sehr positive Erfahrungen gemacht, obwohl immer wieder Schüler die Klasse im Zuge der Asylverfahren verließen bzw. verlassen mussten. Insgesamt wurden in der Internationalen Klasse bis heute rund 150 junge Menschen betreut. Nicht zuletzt durch die Verbindung von allgemeiner Schulbildung mit Kunst, Handwerk und Sport wurden gute Schulleistungen möglich, was sich mit konkreten Zahlen belegen lässt:

Am Ende des Schuljahres 2017/18 schafften 3 Schüler den österreichischen Pflichtschulabschluss. 1 Schüler machte ihn extern und 11 weitere bestanden ihre Deutschprüfungen (A1, A2 und B1).

Am Ende des Schuljahres 2018/19 haben 3 Burschen und 1 Mädchen den Pflichtschulabschluss geschafft, 9 Schüler haben Deutschprüfungen (A1, A2, B1) bestanden.

Im Schuljahr 2019/20 besuchten 26 Burschen aus Afghanistan, Bangladesch, Gambia, Pakistan und Somalia die Internationale Klasse. Dazu kam im Sommersemester 2020 ein Mädchen aus dem Iran. In der aktuellen Internationalen Klasse werden daher 27 junge Menschen unterrichtet. Die Corona-bedingten Einschränkungen waren besonders schmerzlich. Trotz dieser beträchtlichen Schwierigkeiten haben mit Ende des Schuljahres 2019/20 wieder 4 Schüler den Pflichtschulabschluss gesschafft, wenn auch einige mit Nachprüfungen, die im Laufe des Schuljahrs 2020/21 absolviert werden können.

Im Schuljahr 2020/21 besuchen die Internationale Klasse 24 Burschen aus Afghanistan,  Bangladesch, Pakistan, Irak und Somalia sowie ein Mädchen aus dem Iran.

Wirtschaftliches:

Die Jahreskosten betrugen bisher:

2016/17: rund € 100.000,– ; 2017/18: rund € 109.000,– ; 2018/19: rund € 71.000,– 2019/20: rund € 65.000,– In den ersten beiden Schuljahren erhielten wir Förderungen des Landes Steiermark und eine einmalige Unterstützung der Stadt Graz. Seit 2018/19 finanzieren wir das Projekt ausschließlich mit noch mehr ehrenamtlicher Hilfe, über Crowdfunding und über Spenden aus der Zivilgesellschaft. Für die Schuljahre 2018/19, 2019/20 und bisher 2020/21 bekamen wir trotz vielfacher Anträge keinerlei Förderung der öffentlichen Hand.

Öffentliche Anerkennung:

Die Bildungsdirektorin für Steiermark schrieb im Februar 2018 über das Projekt der Internationalen Klasse:

ein flüchtlingspädagogisches Projekt mit Vorbildcharakter

Dieses Projekt, das in dieser ganzheitlichen Form bisher an keiner anderen Schule in der Steiermark umgesetzt wird, ist aus meiner Sicht äußerst zu befürworten

Ich bin der Auffassung, dass es sich im konkreten Fall um ein vorbildliches Modell handelt, das jede Förderung verdient

Weiters haben wir  Zertifikate bekommen, die die öffentliche Anerkennung durch die Stadt Graz, das Land Steiermark und den Bund sowie bei der Industriellenvereinigung  belegen:

Das Spendenkonto des Vereins lautet:

Bank für Kärnten und Steiermark
IBAN: AT17 1700 0001 8100 0341
BIC: BFKKAT2K

Graz, November 2020